Freilandhaltung
Die artgerechte Haltung
der griechischen Landschildkröte ohne Freigehege ist kaum möglich.
Es mag zwar Halter geben, die mit reiner Wohnungshaltung gute Erfahrungen gesammelt
haben, allerdings ist eine artgerechte Haltung in der Wohnung mit sehr hohem
technischen Aufwand und entsprechend viel Platzbedarf verbunden.
Deshalb werden meine adulten Testudo hermanni boettgerie ganzjährig im
Freiland gehalten. Obwohl ich im Norden Deutschlands wohne, wurden die Tiere
über Jahre ohne Zusatzheizung gehalten, was nie zu offensichtlichen Beeinträchtigungen
führte.
Um die Haltungsbedingungen jedoch zu optimieren setze ich seit einigen Jahren
auch Frühbeete ein, die ich phasenweise auch beheizen kann.
Draußen bekommen die Tiere das für Knochen- und Panzeraufbau so wichtige
UV-Licht und haben natürlich durch den Bodenbewuchs ein wesentlich abwechslungsreicheres
Futterangebot.
Die Männchen
und Weibchen werden ganzjährig zusammengehalten. Dazu sollten mindestens
zwei Weibchen auf ein Männchen kommen, besser ist ein Verhältnis von
3-4 Weibchen auf 1 Männchen.
Aufgrund des Weibchenüberhangs entsteht für das einzelne Weibchen
kein allzu großer Stress, zumal die Tiere sich aus dem Weg gehen können.
Hierfür ist es wichtig, daß die Freilandanlage eine ausreichende
Größe hat. Für zwei ausgewachsene Tiere sollte das Freigehege
wenigstens 4 Quadratmeter haben für jedes weitere Tier kann man etwa 1
Quadratmeter hinzurechnen. Dies ist natürlich nur ein Richtwert. Grundsätzlich
gilt: je größer umso besser.
Hier zeigt sich bereits
die Problematik der Wohnungshaltung. Nur wenige werden in der Lage sein, den
Tieren in der Wohnung ein ausreichend großes Terrarium zu bieten.
Entscheidend ist auch, daß die Anlage gut strukturiert wird: Durch das
Einbringen von Wurzel, Steinen und Pflanzen , wird das Gehege interessanter
und die Tiere können sich leichter aus dem Weg gehen. Im Laufe der Zeit,
habe ich meine Gehege daher immer stärker bepflanzt, was zu deutlich reduzierten
Konflikten in der Gruppe führt.
Das Gehege
Gehege der adulten Zuchtgruppe mit integriertem Gewächshaus
Gehegeumgrenzung
Das Gehege sollte überirdisch
mindestens 40 cm hoch abgegrenzt sein, unterirdisch reichen in der Regel einige
Zentimeter aus, da ich nie beobachtet habe, dass Tiere versuchen sich aktiv
unter einer Abgrenzung hindurchzugraben.
Gehegeecken mit einem Winkel kleiner als 90° sollten vermieden werden, in
solchen Ecken werden die Tiere vermehrt versuchen, auszubrechen, wenn sie an
der Gehegegrenze entlanglaufen. Optimal ist es , wenn man fließende "runde
Ecken" erstellen kann.
Im Laufe der Jahre habe
ich diverse Materialien als Gehegebegrenzung eingesetzt.
Während meine alten Gehege mit druckimprägnierten Palisaden umgrenzt
waren, habe ich bei meinen aktuellen Gehege ein anderes Material eingesetzt.
Dies hatte verschiedene Gründe, vor allem aber wurden mir nach 8 Jahren
die Folgekosten zu hoch.
Leider lässt die Qualität der Palisaden im Handel immer mehr nach,
so dass bereits nach 5-6 Jahren permanent Palisaden, die verottet sind, getauscht
werden müssen.
Die Abgrenzung besteht nun aus Lichtpanelen, die mittels Aluprofilen an Kunststoffpalisaden
befestigt. Nach 6 Jahren Einsatz zeigt sich leider auch bei dieser Konstruktion,
dass das Material nur begrenzt haltbar
ist, die ersten Lichtpaneelen werden bereits spröde und brüchig.
Daher ist ein baldiger Ersatz notwendig. Daher werde ich die Abgrenzung voraussichtlich
nach und nach durch Steinmauern ersetzen.
Je nach Material wird die zwar eine teure Variante, jedoch eine hoffentlich
längerfristig haltbare.
Bepflanzung
Eine Bepflanzung
kann zum einen mit Futterpflanzen erfolgen, zum anderen mit Pflanzen, die das
Gehege strukurieren, also Sichtschutz und Deckung bieten.
Futterpflanzen sät man am besten im Herbst oder Frühjahr flächig
im Gehege aus. Sämereien hierfür kann man in diversen Internetshops
bestellen (z.B. bei www.samenkiste.de)
Es eignen sich z.B. Löwenzahn, Wegerich, Klee und Gänsedisteln (siehe
auch Abschnitt "Ernährung"). Eine dauerhafte Versorgung der Tiere
mit Futterpflanzen im Gehege ist allerdings nur bei großen Gehegen mit
wenig Besatz möglich. Außerdem muss man meist häufig die Gräser
im Gehege kurzhalten, da diese meist von den Tiere nicht oder nur in geringem
Maß gefressen werden.
Für die
Strukturierung des Geheges kommen verschieden Pflanzen infrage, die nicht von
den Tieren gefressen werden. Natürlich sollten keine Giftpflanzen eingesetzt
werden.
Insbesondere Kräuter, die ätherische Öle enthalten werden von
den Schildkröten meist nicht gefressen, hier eignen sich z.B. Lavendel,
Rosmarin, Thymian, Heiligenkraut, italienisches Bohnekraut und Salbei. Einige
davon sind allerdings nur begrenzt winterhart.
Außerdem habe
ich Palmlilien, Fingersträucher, horstbildende Gräser wie Lampenputzergras
aber auch Katzenminze im Gehege gepflanzt.
Auch kleinbleibende Koniferen, wie Zwergkiefern können gepflanzt werden.
Bei erwachsenen Tieren müssen die Pflanzen eine gewisse Größe haben, ansonsten werden die Pflanzen von den Tieren permanent überlaufen und die Pflanzen dann eingehen.
Leider wächst das Gras meist am besten im Gehege und muss regelmäßig geschnitten werden, damit nicht alles andere überwuchert wird.
"Wärmeinsel": Bepflanzung mit Lavendel, Thymian, Bohnenkraut
und Heiligenkraut kombiniert mit Kalksplit, Steinen und Wurzeln
Gehegestrukturierung
Außerdem habe ich größere Steine, Korkrinde und Wurzeln ins Gehege eingebracht, bewährt hat sich vor allem Kalksplitt, der in Kombination mit Deckung bietenden Pflanzen gerne von den Tieren zum morgendlichen Aufwärmen genutzt werden. Um eine zu schnelle Verunkrautung zu vermeiden, habe ich unter dem Kalksplitt ein Gartenflies ausgelegt.
Wurzeln und
Steine werden teilweise untergraben und als Verstecke genutzt, insbesondere
an den Wurzeln der Palmlilien graben meine Schildkröten gerne kleine Höhlen.
Büsche und Pflanzen werden als Sonnschutz bei großer Hitze genutzt.
Palmlilie als Versteck
Jungtiergehege
Grundsätzlich werden Jungtiergehege ähnlich wie die für erwachsene Tiere eingerichtet.Allerdings müssen die Gehege der Jungtiere mit Netzen oder Draht abgedeckt werden, um Fressfeinde von den Tieren fernzuhalten. Bei älteren Nachzuchten kann man auch einen Schutz mittels gespannter Angelsehne vornehmen, da diese optisch nicht so auffällig ist.
Gehege für Nachzuchten, abgedeckt mit Drahtrahmen und Blick in das Jungtiergehege
Die Bepflanzung
ist hier auch mit kleineren Pflanzen möglich, das die Tiere noch nicht
so viele Pflanzen zerstören. alte Firstziegel insbesondere aus Ton werden
gerne als Versteck angenommen.
Außerdem habe ich diverse Korkrindenstöcke als Verstecke eingebracht.
Eine kleine Freianlage mit Frühbeet von Hoklatherm, hier
leben 5 semiadulte Nachzuchten, das Gehege ist mit Angelsehne zum Schutz vor
Fressfeinden überspannt